Trend Stevia: Süße ohne Zucker

Schlemmen ohne Kalorien und Kariesgefahr – das verspricht der pflanzliche Süßstoff Stevia. Viele Produkte werben mittlerweile mit der kalorienlosen Süße. Was es über den Pflanzenstoff zu wissen gibt, zeigen wir Ihnen hier.

Stevia gilt als Wunderkraut – Süßen ohne Kalorien und schlechtes Gewissen. In der Herkunftsregion der Pflanze, dem Hochland von Amambay in Paraguay, greifen die Menschen seit Jahrhunderten auf Stevia als Süßungsmittel zurück. Vor einigen Jahrzehnten in Europa eingeführt, wurde die Substanz Ende 2011 als Zusatzstoff in EU-Lebensmitteln freigegeben. Eine Vielzahl neuartiger Erzeugnisse kam in der Folge auf den Markt – pur oder als Zutat in Produkten wie Joghurt und Tee.

Süß und kalorienarm – geht das?

Die Wirkungen des pflanzlichen Stoffes sprechen zunächst für sich: Stevia ist 300 Mal süßer als herkömmlicher Zucker, schlägt aber nicht in der Kalorienbilanz zu Buche, weil der Mensch es nicht verdaut. Auch die Zähne sind unbeeindruckt, denn die Kariesbakterien können mit der Süße nicht viel anfangen.

Hemmungslos zugreifen sollten Sie dennoch nicht: Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit empfiehlt eine Tageshöchstdosis von vier Milligramm Stevioläquivalenten pro Kilogramm Körpergewicht. Mit einer normalen Ernährung überschreiten Sie diesen Rahmen nicht so leicht. Wie sich höhere Dosen langfristig auf den menschlichen Körper auswirken, ist jedoch noch nicht untersucht.

Abnehmen leicht gemacht?

Das klingt nach einem Wundermittel, mit dem es sich leicht abnehmen oder zumindest nicht zunehmen lässt. Ganz so einfach ist es aber nicht. Denn in vielen Süßigkeiten ist Zucker nicht alleine für eine Gewichtszunahme verantwortlich. Stevia vermag nicht allen Zucker zu ersetzen, da dieser in Backwaren auch Volumen liefert. Füllen andere Zutaten wie Mehl oder Butter diese Differenz auf, nimmt der Kaloriengehalt nicht besonders ab. Zudem enthält die Steviasüße einen Eigengeschmack, der Lebensmittel schnell durch eine bittere, lakritzartige Note verfälscht. Ob Stevia-Produkte beim Abnehmen helfen, ohne an Geschmack einzubüßen, ist also noch nicht geklärt.

Pflanzlich, aber auch natürlich?

Auch in Sachen Natürlichkeit ist das Pflanzenkraut nicht unbelastet: Ein komplexes chemisches Verfahren ist nötig, um die süßenden Substanzen aus den Steviablättern zu gewinnen. Heraus kommt das, was es in Supermärkten zu kaufen gibt – ein weißes, reines Pulver. Mit dem grünen Kraut aus der paraguayischen Natur hat dieser hochreine Süßstoff wenig zu tun. Viele der natürlichen Inhaltsstoffe der Pflanze gehen bei dem komplexen Extraktionsprozess verloren. Die Pflanze selbst ist in der EU bisher nicht zum Verzehr zugelassen, denn ihre Wirkungen wurden noch nicht untersucht.

Bei all den Versprechungen des Wunderkrauts Stevia gilt es zu bedenken: Der menschliche Körper braucht Zucker nicht, er ist ein physiologisch sinnloser Stoff. Statt ihn ersetzen zu wollen, versuchen Sie einfach, auf weniger süße Nahrungsmittel zurückzugreifen. Mit Wasser anstelle einer zuckrigen Brause oder mit Naturjoghurt anstelle eines süßen Fruchtjoghurts lassen sich ebenso Durst und Hunger stillen. Wer Stevia-Produkte dennoch ausprobieren möchte – einfach in den nächsten Supermarkt und sich von der Fülle von Rezepten inspirieren lassen. Aber bitte in Maßen!

Beitragsfoto: segovax / pixelio.de