Lebensmittelampel

Bei Rot stehen, bei Grün gehen! Eine Ampel für Lebensmittel?

Seit Jahren wird im EU-Parlament und den Parlamenten der Mitgliedsländer über die richtige Form der Nährwertkennzeichnung für Lebensmittel diskutiert – das Ampelsystem steht bei vielen hoch im Kurs, hat sich aber bis jetzt nicht durchgesetzt. Wir haben für Sie die grundlegenden Fakten zu diesem System der Lebensmittelkennzeichnung zusammengetragen und stellen Ihnen die Pro- und Contra-Argumente vor

Alles auf einen Blick?

Bei der Lebensmittelampel handelt es sich um eine Form der Lebensmittelkennzeichnung, die den Gehalt an gesundheitsrelevanten Nährstoffen mit einem Farbsystem kennzeichnet und einordnet. Grün steht hierbei für einen niedrigen, Gelb für einen mittleren und Rot für einen hohen Gehalt des jeweiligen Stoffs. Gekennzeichnet wird in Lebensmitteln und Getränken jeweils der Anteil von Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz an 100 Gramm beziehungsweise 100 Millilitern des Produkts – zusätzlich zur farblichen Kennzeichnung werden auch die jeweiligen Anteilswerte in Zahlen abgedruckt. Angebracht werden soll die „Ampelkennzeichnung“ gut sichtbar auf der Vorderseite der Verpackung eines Lebensmittels, sodass Verbraucher auf den ersten Blick die Einstufung des jeweiligen Lebensmittels erkennen können.

Dies ist auch der größte Unterschied zum derzeitigen System der Nährwertkennzeichnung auf Lebensmitteln, der sogenannten GDA (Guideline Daily Amount). Hierbei handelt es sich um ein System, das angibt, wie viel Prozent der empfohlenen Tagesmenge eines Stoffs in einer Portion eines Produkts enthalten sind – eine farbliche Kennzeichnung ist nicht vorgesehen. Dieses System steht allerdings in der Kritik, da es teilweise unrealistische Portionsgrößen festsetzt und die Normwerte der empfohlenen Tagesmenge natürlich nicht die verschiedenen Bedürfnisse der einzelnen Verbraucher berücksichtigen können.

Richtwerte und Einstufungen

Aber welcher Anteil an Zucker, Salz, Fett und ungesättigten Fettsäuren in Lebensmitteln und Getränken gilt nun als hoch, mittel oder niedrig? Die Werte richten sich derzeit nach der Einschätzung der britischen Lebensmittelbehörde Food Standards Agency (FSA). Großbritannien ist auch das einzige Land, in dem die Kennzeichnung von Lebensmitteln mithilfe des Ampelsystems seit 2006 in der Praxis getestet wird – da allerdings nicht alle Hersteller am Kennzeichnungsprogramm teilnehmen, lassen sich Aussagen zur Beeinflussung des Verbraucherverhaltens durch das neue Kennzeichnungssystem nur schwer treffen. Die Richtwerte für die Einstufung des Lebensmittels beziehungsweise des Getränks können Sie diesen Tabellen entnehmen:

 

Lebensmittel (Anteil pro 100 g):

Inhaltsstoff Grün (niedriger Gehalt) Gelb (mittlerer Gehalt) Rot (hoher Gehalt)
Fett < 3 g 3–17,5 g > 17,5 g
Gesättigte Fettsäuren < 1,5 g 1,5–5 g > 5 g
Zucker < 5 g 5–22,5 g > 22,5 g
Salz < 0,3 g 0,3–1,5 g > 1,5 g

 

Getränke (pro 100 ml):

Inhaltsstoff Grün (niedriger Gehalt) Gelb (mittlerer Gehalt) Rot (hoher Gehalt)
Fett < 1,5 g 1,5–8,75 g > 8,75 g
Gesättigte Fettsäuren < 0,75 g 0,75–2,5 g > 2,5 g
Zucker < 2,5 g 2,5–11,25 g > 11,25 g
Salz < 0,3 g 0,3–1,5 g > 1,5 g

 

Mehr Klarheit beim Einkauf

Hintergrund der Entwicklung neuer Kennzeichnungssysteme ist die steigende Anzahl von fehlernährten und übergewichtigen Personen in der EU. In Deutschland ist etwa jeder Zweite übergewichtig. Mithilfe von übersichtlichen und einfachen Kennzeichnungen sollen Verbraucher schnell erkennen können, welche Lebensmittel als „gesund“ in den täglichen Speiseplan integriert werden können und welche „ungesund“ sind und deswegen gemieden oder nur in geringen Mengen verzehrt werden sollten. Durch einen Blick auf die Ampel sollen Konsumenten also schon beim Einkauf über die Eigenschaften eines Produkts informiert werden.

Durch die Beeinflussung des Kaufverhaltens sollen indirekt auch die Hersteller dazu angehalten werden, ihre Rezepturen so zu ändern, dass sie eine positivere Bewertung auf der Ampelskala bekommen – somit geht es nicht nur darum, das Verbraucherverhalten zu ändern, sondern auch um eine grundsätzliche Umgestaltung des Warenangebots.

Zu simpel? Die Ampel im Kreuzfeuer der Kritik

Kritiker des Systems sehen in der dreigliedrigen Einstufung eine unzulässige Vereinfachung – Lebensmittel würden hier mit Signalfarben als „ungesund“ gebrandmarkt, obwohl die Entstehung von Übergewicht nicht auf einzelne Lebensmittel, sondern auf die gesamte Ernährung zurückzuführen sei. Zudem sei die Einteilung für die Verbraucher nicht nachvollziehbar und wissenschaftlich nicht begründbar; sie berücksichtige etwa nicht, dass sich der Bedarf an Nährstoffen individuell unterscheide und etwa auch nach dem Alter variieren könne. So hat auch Bundesminister a.D. Christian Schmidt (CSU) seine Ablehnung der Ampelkennzeichnung immer wieder bekräftigt. Für ihn handelt es sich um eine Art Scheinaufklärung – zudem fürchtet er die Bevormundung der Verbraucher und damit einen zu starken Eingriff in deren Selbstbestimmung.

Ob Ampel oder nicht – Fakt ist, dass gesunde Ernährung immer wichtiger wird, aber auch, dass sich immer mehr Menschen falsch ernähren und übergewichtig sind. Neben der Lebensmittelkennzeichnung ist deshalb gesundheitliche Aufklärung zu Ernährungsfragen dringend geboten. Hier sind die Bildungsträger in der Pflicht, schon Kinder darüber zu informieren, wie sie sich gesund und genussvoll ernähren können.