Ob Kaffee, Bananen oder Rosen – das Fair Trade-Siegel erfreut sich zunehmender Beliebtheit unter deutschen Verbrauchern. Denn gerade beim Essen gilt: Qualität hat ihren Preis – und das lohnt sich für alle Beteiligten. Standen lange Zeit Billigprodukte aus dem Discounter hoch im Kurs, zeichnet sich in den letzten Jahren eine Trendwende ab: Nicht mehr der Preis, sondern Qualität und Herkunft entscheiden überwiegend über den Kauf von Produkten. Das rasante Wachstum des Handels mit ökosozialen Fair Trade-Gütern unterstützt diese Tendenz: Waren es 2005 noch 72 Millionen Euro Umsatz, beläuft er sich 2012 bereits auf 533 Millionen. Auch weltweit profitiert das Siegel mit fünf Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2011 von einer wachsenden Nachfrage.
Was bedeutet fair?
Um die Bewegung in Richtung fair gehandelter Produkte zu verstehen, gilt es die Bedeutung des Siegels aufzuschlüsseln. Das Fair Trade-Zeichen garantiert, dass die Erzeuger aus Entwicklungsländern für ihre Produkte einen festen Preis erhalten. Dieser bewegt sich über dem Weltmarktpreis. Auf diese Weise soll den Produzenten ein höheres und verlässlicheres Einkommen garantiert werden. Dazu gehören gerechte Arbeitsbedingungen mit ausreichendem Arbeitsschutz, sozialer Absicherung und einem Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit. Ein weiteres Anliegen betrifft die partnerschaftlichen Beziehungen, die es langfristig zwischen Händlern und Erzeugern aufzubauen gilt. Ein Produkt erhält das Fair Trade-Siegel nur, wenn es komplett aus fair gehandelten Bestandteilen besteht. In Deutschland entscheidet der Verein TransFair über die Auszeichnung.
Faire Produkte legen zu
Im Vergleich zu Produkten mit dem Bio-Siegel ist der Markt mit fair gehandelten Waren in Deutschland noch recht klein. Ein Deutscher gab im Jahr 2012 durchschnittlich sechs Euro für Fair Trade-Produkte aus. Zwar liegen Länder wie die Schweiz oder die Niederlande mit den durchschnittlichen Ausgaben in diesem Bereich weit darüber. Deutschland erweist sich jedoch in Sachen Wachstum als der zweitwichtigste Fair Trade-Markt weltweit. Der Grund für die steigenden Zahlen liegt vor allem in der Aufnahme der Produkte in das Angebot großer Supermärkte und Discounter. Dass Zucker, Bananen und Kaffee mit dem Fair Trade-Zeichen nun in Supermarkt-Ketten wie Aldi, Lidl, der Edeka- oder Metro-Gruppe erhältlich sind, steigerte Bekanntheit und Reichweite des Siegels enorm.
Preis oder Qualität?
Was den Geldbeutel schont, bedeutet meist nicht nur mäßige Qualität. Bei Bananen für 99 Cent das Kilo und Fleisch, Wurst und Käse zu Spottpreisen sind miserable Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern kaum verwunderlich. Das Fair Trade-Siegel bietet stattdessen eine Möglichkeit, sich für einen nachhaltigen und verantwortungsbewussten Konsum zu entscheiden. Auf diese Weise lassen sich mit ein paar Euro mehr soziale Gerechtigkeit fördern, ökologische Standards einhalten – und letztlich qualitativ hochwertige Produkte genießen. Zwar garantieren Fair Trade-Güter positive und unterstützenswerte Standards, darauf ausruhen sollte sich der Konsument jedoch nicht. Ein offener und neugieriger Blick für die Herkunft von Produkten – trotz aller Siegel – macht einen wirklich bewussten Konsum aus.
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