Jod – Ein Element in der Kritik

Aus einem vielseitigen Angebot an Lebensmitteln lässt sich in Deutschland wählen. Eine Unterversorgung an bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen ist jedoch nicht selten. Der Mineralstoff Jod scheidet dabei die Geister.Auch wenn der menschliche Körper Jod nur in geringen Mengen benötigt, ist es essentiell für seine gesunde Entwicklung. Dennoch steht das Spurenelement zunehmend in der Kritik: Neben die Warnung von einem herrschenden Jodmangel treten Stimmen, die vor einer übermäßigen Aufnahme von Jod über die Nahrung warnen. Mit einem Blick auf die Eigenschaften und Funktionen des Mineralstoffs beleuchten wir die Diskussion.

Wieso ist eine ausreichende Jodaufnahme wichtig?

Eine der wichtigsten Funktionen bildet Jod in der Schilddrüse aus, denn dort beteiligt es sich an der Produktion der Schilddrüsenhormone Triiodthyronin (T3) und Tetraiodthyronin (T4). Diese Hormone wirken am Wachstum von Gewebe mit und regen die Zellen an, sich zu differenzieren und zu teilen. Außerdem haben sie Einfluss auf den Stoffwechsel von Fett, Kohlenhydraten und Eiweiß. Ihre Bedeutung entfaltet sich bereits im Mutterleib: Die altersentsprechende körperliche Entwicklung beeinflussen die Schilddrüsenhormone genauso wie die intellektuelle Leistungsfähigkeit des Kindes. Auch die Fruchtbarkeit von Mann und Frau sowie das seelische und körperliche Wohlbefinden hängen von Jod ab.

Wie viel Jod tut gut?

Im Laufe des Lebens unterscheidet sich der Bedarf an Jod. Entscheidend sind Alter, Wachstum, Entwicklung, Kalorienumsatz sowie Anforderungen an den Stoffwechsel der jeweiligen Person. Jugendlichen und Erwachsenen empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eine Aufnahme von 0,18 bis 0,2 Milligramm Jod pro Tag. Während der Schwangerschaft und Stillzeit ist dieser Bedarf erhöht und liegt bei 0,23 bis 0,26 Milligramm täglich.

Untersuchungen der letzten Jahre zeigten, dass normale Essgewohnheiten die Menschen hierzulande durchschnittlich nur mit zwei Dritteln der empfohlenen Tagesmenge versorgen. Auf einen Mangel an Jod reagiert der Körper mit einer vergrößerten Schilddrüse (Stroma) beziehungsweise der Bildung eines Kropfs.

Jod in der Nahrung

Der Gehalt an Jod unterliegt in Lebensmitteln starken Schwankungen, denn das Vorkommen des Mineralstoffs in Böden und Gewässern beeinflusst diesen. Da Jod als wasserlösliches Element aus landwirtschaftlich genutzten Böden in Richtung Meer ausgewaschen wird, ist es dort in geringen Mengen enthalten. Tierische und menschliche Nahrung weist daher nur einen kleinen Anteil des Spurenelements auf.

Zu den besten Jodquellen zählen Seefische und Meeresfrüchte sowie Seetang und Lebertran. Grund ist der natürlich hohe Gehalt an Jod im Meer. Eine jodreiche Fütterung von Kühen und Hühnern reichert Milchprodukte und Eier mit Jod an. Pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse und Obst weisen wegen der jodarmen Böden grundsätzlich wenig Jod auf. Als Ausgleich eines möglichen Defizits an Jod wurde in Deutschland 1989 jodiertes Speisesalz mit entsprechender Kennzeichnung zugelassen. Mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung, die jodiertes Speisesalz beinhaltet, lässt sich die empfohlene Tagesdosis problemlos erreichen.

Gesundheitsrisiken durch Jodierung

Die Zufuhr von Jod ist nicht für jeden Menschen unbedenklich. Medikamente, Röntgenkontrastmittel, Hautdesinfektionsmittel, hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel oder ein übermäßiger Verzehr von Algenprodukten führen zu einer übermäßigen Aufnahme des Mineralstoffs. Mögliche Folgen sind Überfunktionen oder Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse sowie Jodunverträglichkeiten. Derartige Risiken befeuern die Kritik am staatlichen Jodierungsprogramm sowie an der überwiegenden Darstellung eines herrschenden Jodmangels.

Trotz der umstrittenen Versorgung mit Jod ist eines klar: Der menschliche Körper ist auf das Spurenelement angewiesen. Ein bewusster Umgang mit jodreichen Lebensmitteln verhilft ihm zu einer gesunden Entwicklung.

Beitragsfoto: Verena Münch / pixelio.de